Peter Schubert Gesellschaft e.V.
Veranstaltungshinweis
Die Peter Schubert Gesellschaft lädt zu einem Gedenkkonzert für Peter Schubert ein
Am Samstag, 2. Oktober 2021 um 15.00 Uhr in der
Dorfkirche von Damsdorf (Lehnin)
Es spielt das Duo Inventio Ulrich Roloff (Föte) und Johannes Mirow (Violoncello) mit Werken von Béla Bartok, Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und anderen Komponisten.
2004 bereicherte Peter Schubert diese Kirche - die nach ihrer Sanierung die schönste Dorfkirche wurde - mit einem Deckenbild und einem
Altar Triptychon.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
In eigener Sache
Unser Internet-Auftritt und Aufruf an alle Besitzer von Peter Schubert Bildern
Herzlich willkommen auf unserer neuen Webseite. Die attraktiven Inhalte erforderten und verdienten es, zeitgemäß dargestellt und ergänzt zu werden. Jan Hameyer, der Peter Schubert von Kindesbeinen an kennt war prädestiniert, hier Inhalte aufzubereiten, die ihm sehr vertraut sind.
Die Peter Schubert Gesellschaft e.V. möchte weiterhin ein möglichst vollständiges Werkverzeichnis erstellen. Wenn Sie ein Bild oder mehrere Bilder von Peter Schubert besitzen, melden Sie sich bitte bei unserer Gesellschaft per mail oder Telefon oder direkt bei Frau Dr. Laurence Dehlinger, die als Kunsthistorikerin das Vorhaben leitet, unter der Telefonnummer 030 - 817 97 824 oder unter der Mailadresse: laurence.dehlinger@hotmail.de.
Im optimalen Fall erhalten wir von Ihnen zu jedem Bild ein gutes Foto, den Titel und das Erstellungsjahr (meist auf der Rückseite) sowie die Maße der Bildfläche Breite x Höhe in cm. Gern erfahren wir auch die Umstände des Erwerbs, die Beziehung zum Künstler oder was es sonst so Wissenswertes im Zusammenhang mit dem Bild gibt.
Die Peter Schubert Gesellschaft e.V.
Kunstkenner und Freunde des Malers Peter Schubert hatten sich im Frühjahr 2008 zusammengefunden und diskutiert, wie die außergewöhnliche Qualität der Tafelbilder und Deckengemälde von Peter Schubert angemessen zu würdigen sei. In dem schwer zu überschauenden Spektrum der zeitgenössischen Malerei von konkreter Kunst bis POP-ART sind die meisterhaften Werke Peter Schuberts in ihrer wirklichen Bedeutung nicht allseits erkannt und öffentlich dokumentiert worden. Seine künstlerische Stringenz und seine handwerkliche Meisterschaft in ihrer unverwechselbaren Prägung gegen alle Moden durchzuhalten waren bemerkenswert intensiv.
Nach vielen Einzelausstellungen in der Vergangenheit wurde zunächst das Ziel einer umfassenden Retrospektive aus dem Gesamtschaffen Peter Schuberts formuliert. Organisation, Finanzierung und Durchführung dieses Vorhabens bedurfte einer rechtlich abgesicherten Struktur und führte zu der Idee einer Vereinsgründung. Die Umsetzung erfolgte zügig. Im Herbst 2008 wurde amtlich bestätigt, dass die Peter Schubert Gesellschaft als gemeinnütziger Verein eingetragen war und damit Spenden und Mitgliedsbeiträge steuerlich absetzbar sind.
Die langfristigen Perspektiven des Vereins gehen jedoch deutlich über das genannte Ausstellungsprojekt hinaus. In § 2 der Satzung heißt es: »Zweck des Vereins ist die Darstellung insbesondere des bildnerischen Werkes des Berliner Malers Peter Schubert durch öffentliche Ausstellungen, Vorträge und Veröffentlichungen. Weiterhin hat der Verein das Ziel der Archivierung des Gesamtwerkes, der Betreuung des Nachlasses sowie der Einordnung des künstlerischen Wirkens von Peter Schubert in der Gegenwartskunst.«
Der Vorstand besteht aktuell und bis zur Neuwahl Mitte September 2025 aus dem 1. Vorsitzenden Uwe Hameyer, der 2. Vorsitzenden Dr. Laurence Dehlinger, dem Schatzmeister Harald Sterzenbach und der Schriftführerin Sigrun Wellershoff.
Augsburg, 14. Mai 2024
Die Peter Schubert Gesellschaft besucht das Priesterseminar Augsburg
15 Mitglieder der Peter Schubert Gesellschaft haben am 14. Mai 2024 St. Hieronymus besichtigt. In diesem ansehnlichen Gebäude hat Peter Schubert 1986 zwei Kuppeln ausgemalt, welche die meisten von uns nur aus Abbildungen kannten. Die große Kuppel hat eine Fläche von ca. 600 Quadratmetern und war das erste Deckenbild, das Peter Schubert für die Kirche gestaltete. Rückblickend bemerkte Peter Schubert einmal, dass die Einsamkeit unter der riesigen Kuppel in der Hauptkirche für ihn manchmal bedrückend gewesen sei. Auch der Zeitdruck des sich nähernden Eröffnungstermins erhöhte den Erfolgsdruck.
Alle Teilnehmer der Führung waren tief beindruckt von den Ausmaßen und der künstlerischen Qualität dieser einmaligen Arbeit. Dieses reale Erleben der Raumwirkung durch Licht, Farbe und gekonnte Gestaltung kann durch keine Reproduktion ersetzt werden. Leider kann dieses bedeutende Werk nur auf Anfrage von der Öffentlichkeit besucht werden.
Geführt wurde die Gruppe von Dr. Michael Kreuzer, Regens des Priesterseminars. Die Anlage wurde von dem Architekten Alexander Freiherr von Branca entworfen und erhielt am 4. Mai 1987 von Papst Johannes Paul II. feierlich seine Benediktion. Das Ensemble der Anlage ist postmodern gestaltet und zeittypisch für eine Architekturrichtung der achtziger Jahre. Aufwendige Materialien und sorgfältige Details geben dem Haus sein besonderes Flair.
Die programmatischen Intentionen dieses Projektes kollidieren allerdings inzwischen auch mit der gesellschaftlichen Entwicklung. Die Nachfrage nach Priesterausbildungen ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Das forciert Überlegungen zur Umnutzung der Räume für Ausbildung und Wohnen.
wurde Peter Schubert in Dresden geboren. Seine Kindheit verbrachte er in der Stadt Wehlen an der Elbe. Schon früh ist er vom Manierismus fasziniert. Er malte figürliche Ölbilder in Helldunkel- Technik, die er später in seiner künstlerischen Laufbahn weiterentwickeln wird. Er begann zunächst am Wehlener Rathaus 1943 eine Verwaltungslehre und entschloss sich durch eine zufällige Bekanntschaft mit Prof. Richard Müller, dem Lehrer von Otto Dix und George Grosz, Malerei zu studieren.
studierte Peter Schubert Malerei an der Dresdner Akademie in der Klasse des Landschafts- und Portraitmalers Prof. Wilhelm Rudolf. 1949 verliess Schubert Dresden, weil die ideologischen Zwänge ihn in seiner künstlerischen Entwicklung zu sehr einschränkten. Er nahm Kontakt zu Prof. Willi Baumeister in Stuttgart auf, der ihn sofort zu sich an die Akademie einlud.
Studium bei Prof. Willi Baumeister, der als einer der bekanntesten Vertreter der modernen deutschen abstrakten Malerei gilt.
Studium bei Fernand Léger in Paris.
Fortsetzung des Studiums bei Prof. Hans Uhlmann an der Akademie der Künste in Berlin.
war Peter Schubert als freischaffender Künstler tätig. Dank eines Stipendiums der Bundesregierung arbeitete er 1969 an der Cité internationale des Arts in Paris. Durch viele Einzelausstellungen machte Schubert sein bildnerisches Werk dem öffentlichen Publikum bekannt.
1967 wurde in erster Ehe sein Sohn David Schubert geboren. 1978 lernte Peter Schubert seine zweite Frau Karin Westphal-Schubert kennen, sie ihn unterstützend bis an sein Lebensende begleitete.
1977 begann die Karriere Schuberts als Deckenmaler mit der Ausmalung der Decke in der Großen Orangerie im Schloss Charlottenburg. Seitdem schuf Peter Schubert in Deutschland, Italien und Kanada weit über 20 Decken- und Wandgemälde.
In einem Festakt in der Großen Orangerie wurde Peter Schubert das vom Bundespräsidenten Horst Köhler verliehene Verdienstkreuz am Bande durch Staatssekretär Herrn André Schmitz überreicht.
Peter Schubert vollendete sein letztes großes Deckenbild in der St.- Joseph-Kirche Paderborn-Marienloh. Bis an sein Lebensende entwickelte er seinen unvergleichlichen Stil weiter.
Peter Schubert starb im Alter von 92 Jahren in Berlin.
Die Welt, die wir in Schuberts Bildern entdecken, ist dramatisch, spannend, unheimlich und aufregend. Schon als Jugendlicher interessierte sich Schubert besonders für die Helldunkel-Technik, eine Technik, die er durch Kunstwerke des Barock entdeckte. Später, während seines Studiums – er wurde Schüler von Willi Baumeister und Fernand Leger – entwickelte er die Technik weiter, um sie zu einer der Hauptcharakteristiken seiner Tafelmalerei zu erheben.
Schubert malte abstrakte Bilder, auch wenn er Motive, die am Rande der figürlichen Malerei stehen, in seine Kunst einbezog. Die Vielzahl der Formen sollte Bekanntes suggerieren, aber nicht darstellen. Das Licht bildete den stärksten Faktor der Bildkomposition; Licht und Schatten schufen die Grundlage seiner Bilder. Scharfe Kontraste und weiche Übergänge, Amorphes gegen Akzentuiertes, führten in einen labyrinthischen, irrationalen Bildraum, der wahrscheinlich als Chiffre für die geheimen Ängste unserer Zeit und damit als „inhaltlicher“ Teil seiner Bilder verstanden werden darf.
Die Dunkelheit in seiner Malerei scheint alles zu umgreifen; Sichtbares, für einen kurzen Moment beleuchtet, scheint gleich wieder im diffusen Schattenspiel oder im unheimlichen Dunkel zu verschwinden. Das Sichtbare wird zum Teil des Unsichtbaren und umgekehrt. Die farbige Gestaltung seiner Bilder unterstützt dieses Bildgeschehen.
Die Karriere Schuberts als Deckenmaler begann 1977 mit dem Deckengemälde im Mittelpavillon der Großen Orangerie des Schlosses Charlottenburg – ein erster Auftrag, den er mit Virtuosität meisterte. Als Deckenmaler wurde er mit Architektur, neuen Maltechniken und riesigen Flächen konfrontiert. Man malt keine Decke wie ein Tafelbild. Schuberts Formensprache und Farbgebung in seinen Deckenbildern unterschied sich deshalb von der seiner Tafelbilder. Seine Technik näherte sich äußerlich – besonders in der Farbigkeit – der früheren Freskomalerei. Die Darstellungen sind heller, die Komposition verliert an Dichte, nicht aber an Intensität.
Auch wenn Tafel- und Deckenbilder sehr unterschiedlich sind, gibt es doch Beeinflussungen untereinander. Durch die vielen, seit 1977 geschaffenen Deckenbilder haben seine Gemälde eine neue Dimension gewonnen. Die suggestive, abstrakte Malerei erneuerte sich. Es fließt ein Hauch von epischem Geist in die Bilder ein; sie wurden heller und nuancenreicher. In manchen Bildern treffen wir auf die Kraft und die theatralische Dramatik, die seine Deckenmalerei charakterisiert. Es entstanden Bilder von ungeheurer Plastizität und Tiefe.
Schuberts Kunst, von subtilsten Aquarellen und Gemälden bis zu den oft mehrere hundert Quadratmeter umfassenden Deckenbildern, zeigen eine eigene souveräne Bildsprache, die zuweilen – wie schon oft beschrieben worden ist – an die mächtigen Kompositionen der Kunst des 17. Jahrhundert erinnert.
„Deckenmalerei von Peter Schubert“ - ein Portrait von Jan Hameyer (16:03) © 2011
„Peter Schubert - Der gemalte Himmel“ - eine Dokumentation von Jan Hameyer (9:42) © 2019
„Dramatische Landschaft“, 1961
Galerie »S« Ben Wargin, Berlin
Haus am Waldsee, Berlin
Galerie Wewerka, Berlin
Galerie Lutz, Stuttgart
Galerie Friedrich & Dahlem, München
Galerie Schloss Ringenberg
Große Orangerie Schloss Charlottenburg, Berlin
(Neuer Berliner Kunstverein)
Kunsthandel Gronert, Berlin
Ostdeutsche Galerie, Regensburg
Galerie K 19, Berlin
Galerie Noé, Berlin
Saarland -Museum, Saarbrücken
Kleine Orangerie Schloss Charlottenburg, Berlin
Kommunale Galerie, Berlin
Kommunale Galerie, Berlin
Peter Schubert zum 90. Geburtstag
„Der gemalte Himmel - Deckengemälde“
Deckengemälde in der Eingangshalle Finanzamt Nördlingen
Zwei Wandgemälde in der Sparkassenzentrale Warendorf bei Münster
Deckengemälde im Festsaal des Corpshauses Cisaria, München
Deckengemälde Speisesaal, U. Foitzik, Berlin
Deckengemälde und dreiflügliger Altar in der Dorfkirche zu Damsdorf (Lehnin)
Ausmalung der Großen Orangerie im Schloss Charlottenburg
Zwei Deckengemälde in der Deutschen Botschaft zum Heiligen Stuhl in Rom
Deckengemälde in der Lobby eines Bürohochhauses in Vancouver, Kanada
Deckengemälde in der Eingangshalle der Grundkreditbank in Berlin
2 Kuppelausmalungen im neuen Priesterseminar in Augsburg
3-teiliges Wandgemälde im Foyer des neuen Justizgebäudes in Freiburg
Deckenausmalung (3 Deckenspiegel) im Festsaal der Karlsburg in Durlach bei Karlsruhe
Wandgemälde in der Sparkassenzentrale Mülheim/Ruhr
Deckengemälde im Zuschauerraum des Saarländischen Staatstheaters in Saarbrücken
Wandgemälde im Empfangsraum der VHG- Versicherungsgesellschaft in Hannover
3-teilige Wandgestaltung im Großen Saal des Bundeshauses in Berlin
Deckengemälde im neuen Justizgebäude Braunschweig
Deckengemälde im Speisesaal des Schwäbischen Bildungszentrums Kloster Irsee, Allgäu
Deckengemälde im Treppenhaus des Bundeshauses in Berlin
Deckengemälde im Konferenzraum der Unternehmensberatung Goldberg, Berlin
Deckengemälde im Architekturbüro Baumann, Berlin
Wand- und Deckengemälde in der Kirche St. Joseph in Paderborn-Marienloh
Papst Johannes Paul II im Priesterseminar Augsburg 1986
Kunstkritiker und Autor Heinz Ohff, Oktober 1964
Wenn Peter Schubert ein Bild malt, beginnt er auf der dunklen Fläche. In sie hinein setzt er mit Eitemperalasuren helle Flächen, er "lichtet" den Raum. Das ist sehr bezeichnend für seine Haltung der Malerei gegenüber. Die meisten Maler beginnen umgekehrt, auf der hellen Leinwand, die dunkleren Farben folgen im zweiten Akt. Bei Schubert entsteigt alles der Dunkelheit. Dies freilich mit Donnergetöse. Emilio Vedova, wie Peter Schubert ein Mann der dramatischen Gebärde, glaubte, vor Schuberts Bildern ein raschelndes oder rauschendes Geräusch zu vernehmen. Wer genau hinsieht, wird es deutlich hören können: Flattern, Bauschen, Knittern, Reißen, Faltenwurf.
Wie eine Haut, wie Papier in schwankenden Festigkeitsgraden oder wie ein biblisches Gewand legt sich eine dynamisch bewegte Helligkeit auf den dunklen Hintergrund. Da es Schubert allein auf die Räumlichkeit und die Dynamik ankommt, beschränkt er sich meist auf den Hell-Dunkel-Kontrast, der bei ihm stets ein Dunkel-Hell-Kontrast ist. Zwei Farben, die eine der anderen entnommen, die zweite eine hellere Schwester der ersten, bedrängen und bekämpfen einander. Sie bedrängen auch den Zuschauer, der unversehens in ihren Konflikt einbezogen wird. Man muss versuchen, die in Bewegung geratene Fläche mit den Augen fast gewaltsam zu zerteilen. Eine Aufgabe, die mitten hinein führt in die Auseinandersetzung, denn die Räume fließen ineinander, haben sich unentwirrbar verflochten, was eben noch wie eine positive Form erschien, enthüllt sich bei genauerem Zusehen als Negativ und Umgekehrt: man gerät in einen, man gerät in den irrationalen Raum.
Was ihn anfüllt, hat heroischen Charakter. Mit solchem gewaltigen Pathos haben die Manieristen ihre Titanen-Schlachten gemalt und das Jüngste Gericht. HOCKE nennt den "Laokoon" des El Greco ein "Weltangst-Emblem". Die Embleme wandeln sich mit den Zeiten, die Angst bleibt die gleiche.
Auch Schuberts Bilder sind Embleme einer Weltangst, die sich über alle mythologischen Bezüge hinaus konkretisiert hat, eine Malerei aus dem tragischen Bewusstsein. Nicht das kleinste Stückchen Leinwand entrinnt dem Dualismus, den es aufzeigt. Man glaubt, den mit Konfliktstoff bis zum Bersten angefüllten Hell-Dunkel-Raum (oder, bei Schubert, vielmehr Dunkel-Hell-Raum) in seinen Bauschungen, Knitterungen, Rissen und Flatterfalten abtasten zu können wie ein Relief.
Nun hat Schubert zwar früher viele malerische Reliefs geschaffen, deren Druck-und Wellenformen sogar immer wieder auftauchen (er hat auch als Bildhauer gearbeitet) - aber wenn die Hand tatsächlich über die Bildoberfläche fährt, wird sie statt eines Reliefs eine sehr sensible Eigenstruktur erfahren, die sich noch vor den barock bewegten Räumlichkeiten, gleichsam auf einer Vorbühne abspielt. Gleichnis dafür, dass alles in durchaus malerischen Bereichen bleibt. Eine letzte Spur auch jener lyrisch-informellen Malerei, die der jetzigen vorausging und die den temperamentvollen Dresdener unbefriedigt ließ, weil er Formen bannen will und Raum. Die Erfahrungen sind ihm geblieben, wie sich auch die Erfahrungen seines Anfangs, der im Zeichnen kubistischer Aperspektive stand, niedergeschlagen haben. Bei Schubert verflechten sich die Strömungen, denen er sich anvertraute, wie auf seinen letzten Bildern die Räume. Er lässt sie, positiv-negativ, ineinander gleiten.
Zu ihnen gehören auch surrealistische oder doch zumindest surreale Aspekte im Sinne einer Art von "neuer Figuration". Wer will, kann fliegende Traumfiguren, Relikte von Knochen, gespenstische Reigen und ganze Totentänze in seine Bilder hineinsehen. Viele seiner bedrängenden Raumformationen hat er aus einer graphischen Reihe entwickelt, deren Ausgangspunkt eine beinahe figürlich gefasste Kreuzigung war. Und er hat, eines seiner jüngsten Bilder, eine Gedächtniskirche gemalt, in der sich die pseudoromanischen Formen der populärsten Ruine Berlins menschenfresserischmanieristisch in eine Bedrohlichkeit umsetzen, die seiner Suche nach dem "Weltangst-Emblem" unserer Tage durchaus entspricht. "Abstrakt" oder "gegenständlich", diese herrlich bequemen Schubfach-Begriffe, spielen keine Rolle mehr.
Auch dies kennzeichnet Schubert: sein dramatisches Temperament und seine Rastlosigkeit. Er ist jedem Eindruck aufgeschlossen, sobald er in seine Ausdruckswelt passt. Er muss sich, ein Vollblut-Maler, der keine andere Kandare erträgt als nur die eigene, ständig selbst zügeln. Es drängt ihn unvermittelt zu Neuem und er hat alle Mühe, diesen Drang zu bändigen. Den Kampf, der sich auf seinen Bildern austrägt, kämpft er selbst aus. Er entspricht, im Metaphysischen wie im Technischen, seinen eigenen Erfahrungen. Nur deshalb kann Schubert in unserer ernüchterten Gegenwart noch ein Pathetiker sein. Der letzte Schlüssel zu seinem Werk heißt: Ehrlichkeit.
Wenn diese Ausstellung vorbei ist, will er, für ein Vierteljahr, nach Spanien fahren. "Ich möchte sehen, wie ich auf die Farben reagiere". Seine Reaktionen dürften für uns, denen er seine Weltangst-Embleme setzt, ebenso aufschlussreich werden wie für ihn, der die Kraft und den Mut hat, sie stellvertretend zu vollziehen.
Süddeutsche Zeitung, 5. August 1977
„Barockhimmel” für Charlottenburg
Berliner Künstler malte in viereinhalb Monaten ein 450-Quadratmeter-Deckengemälde
Berlin hat eine neue kulturelle Attraktion. Zu feiern gibt's den „kleinen Michelangelo”: nach viereinhalbmonatiger Marathonarbeit hat der Berliner „Barockmaler” Peter Schubert für den Mittelpavillon der großen Orangerie im Schloss Charlottenburg, einst Wohnsitz der Preußenkönige, ein faszinierendes 450 Quadratmeter großes Deckenbild geschaffen — und das im Alleingang. Dort, wo die feine Gesellschaft bei Staatsempfängen nach Senatshäppchen schnappt und gelegentlich auch Kammerkonzerten lauscht, erstrahlt nun, sozusagen aus dem Nichts geschaffen, ein mit neuester Technik gefertigtes Deckengemälde, das, wie der Künstler sagt, „an eine Balustrade, an Himmel, Wolken, an Steinernes, an Hartes und Weiches, erinnern soll” —aquarellartig aufgetragen und mit einzigartiger Lichttransparenz.
Der 48-jährige Künstler, paradoxerweise ein Schüler von Willy Baumeister und Ferdinand Leger, fand bei Beginn seiner Arbeiten im Frühjahr dieses Jahres nur eine schmutzige vergilbte Gipsputzdecke vor. Denn Bomben und Feuerhatten 1943 auch das zunächst nur als Sommerresidenz der Preußen gedachte Schloss verwüstet. Er fertigte ein Modell auf Karton im Maßstab 1:10 an, machte sich mit der Technik einer „Sala Terrena”, einem zu ebener Erde liegenden Barocksaal, vertraut, führte zahllose Gespräche mit Denkmalspflegern, Museumsfachleuten und Architekten und erhielt endlich vor einem knappen Jahr den offiziellen Auftrag des Berliner Senats zur Neugestaltung seiner „sphärischen” Decke. Man war überzeugt, in ihm den besten Mann gefunden zu haben.
Seine Vorschläge wurden ohne Änderungen angenommen. Während der Arbeit, so gesteht der Künstler, wurde „vieles verworfen und verändert”. Wie einst der große Michelangelo, ließ Schubert ein riesiges Gerüst aufbauen, das erviele tausendmal hinauf- und herabkletterte, umdie Perspektive und andere Einzelheiten zu überprüfen. Auf Mitarbeiter verzichtete er. Er arbeitete fast ohne Pause — oft bis zur vollkommenen Erschöpfung, um das Werk bis zur Eröffnung der XV. europäischen Kunstausstellung inBerlin (14. 8.—16. 10. 77) fertig zu stellen.
Später wurde das Hauptgerüst abgebaut undfür die Feinarbeiten ein kleineres fahrbares Gestell errichtet. Er bediente sich einer Farbtechnik, die, wie er versichert, „beständig und nicht lösend sein wird”. Auf den Untergrund, der aus gemahlenem Carrara-Marmor und Weißkalk bestand und zunächst abgeätzt wurde, trug er ein natürliches Mineral-Farbpigment auf, stark verdünnt, um das Aquarellartige zu unterstreichen. Die Farbe dringt in den Putz ein, eine Technik, die auch bei Freskenmalereien verwendet wird, diese aber übertrifft. Es war eine reine „Pinselarbeit”, Schubert lehnte jede Spritzpistole ab. „Ich habe diese Arbeit im engen Zwiegespräch mit dem Raum gestaltet”, sagte der Künstler, als er am Freitag sein Werk vorstellte. „Der Deckenspiegel, durch Einbringung Balustraden ähnlicher Formen oval wirkend, kann der Himmel sein.” Sein Honorar: 100 000 Mark.
Willi Kinnigkeit
Peter Schubert – ein barocker Symphoniker
Kommentar zur Ausstellung in der Großen Orangerie 1979
Seit der letzten großen Berliner Ausstellung mit Bildern von Peter Schubert im Haus am Waldsee hat ein einzelnes Werk des Künstlers seinem gesamten Oeuvre eine neue und gesteigerte Dimension gegeben. Die ungewöhnliche Aufgabe, ein Deckengemälde für die Orangerie des Charlottenburger Schlosses zu schaffen, forderte die ganze Kraft des Künstlers und ließ zugleich seine immer schon überraschende Fähigkeit leuchten, mit kunstgeschichtlichen Traditionen in einen zeitgemäß schöpferischen Dialog zu treten. Die Leistung dieses überaus bewegten und doch In sich geschlossenen, dieses selbstbewusst ausgreifenden, aber die vorgegebenen Grenzen respektierenden Werks wird nur ermessen können, wer zugleich andere Erfahrungen bei der Integration moderner Kunstwerke in etablierte Baudenkmäler berücksichtigt, und wer auch die relativ flächige Decke des Mittelpavillons In der Orangerie gekannt hat, die jetzt erst durch die Malerei eine frische und potenzierte Wertigkeit erfahren hat.
Der als Festsaal dienende Mittelpavillon des von Eosander Göthe geschaffenen Orangenhauses hatte zunächst eine barocke Deckenmalerei mit Scheinarchitekturen und mythologischer Darstellung besessen, die Ende des vergangenen Jahrhunderts weitgehend ersetzt wurde. Schuberts Auftraggeber haben es dem Künstler erspart, die eigene künstlerische Leistung in eine nachgeschaffene barocke Architekturmalerei einzuordnen. Schubert durfte ein Gesamtbild fertigen, das gleichzeitig gemalte Architektur und assoziativer Deckenschmuck ist. Ergebnis war nicht ein additiver Kompromiss aus drei künstlerischen Einheiten, sondern integrierender Dialog aus baulichem Ambiente und von vernünftiger Phantasie geleitetem Gemälde.
Schubert ist es zunächst einmal gelungen - mit malerischen Formen und durch die aquarellig transparente Wirkung seiner Farben –, der harmlosen Deckenwölbung einen gehöhten, in gewissem Sinne fliehenden Charakter zu verleihen. Der traditionelle Himmels-Bezug stellt sich beim Betrachter sogleich, ohne ausdrückliche Beschreibung, ein, allerdings auf eine heutigere und rationalere Ebene gehoben: Die Bewegung in die freiere Irrationalität des Darüber gewinnt durch den Dialog zwischen tatsächlicher und schein-barer Architektur eine unerwartete Relativierung. Ordnendes Kalkül und freie Entfaltung scheinen einander zu bedingen. Die Konzentration auf den Deckenspiegel geschieht nicht nur durch die leitende Funktion fragmentarischer Stereometrien und Geometrien, sondern auch durch eine fast beiläufige Regie der Farben: So geruhsam der Blick über die in sich wiederum durchlässigen Rot- und Weiß- und Ocker- und Rotbrauntöne schweifen mag – er wird immer wieder zum bestimmenden Blau hingelenkt. Dieses Erlebnis der malerischen Befreiung innerhalb der vom Architekten gesetzten Eingrenzung bewirkt bereits außerordentliche Intensität. Die Greifbarkeit der Formen, alsdann ihre Verflüchtigung, ihr Innehalten zwischen Andeutung und Rätselhaftigkeit - diese Einheit des vermeintlich Widersprüchlichen ist Schubert großartig gelungen. Schuberts Bild, obwohl raumgreifend, unterdrückt den besonderen Charakter des Pavillons in keiner Weise, es steigert ihn vielmehr. Die Ordnung ins Freie, die Einbeziehung des Gartens, bereits fortgesetzt In der oberen Fensterzone, erfährt nun durch die Malerei die konsequente Erweiterung und Überhöhung. Form und Farbe vermögen die bauliche Realität zugleich zu bestätigen und zu relativieren. Natur und Geist- dieser vom Architekten begonnene Dialog wird vom Maler wiederaufgenommen, dem es eben nicht um bloße Aus-, sondern um die Erfüllung des Gebäudes geht.
Das Dialogische ist eines der Leitmotive in Schuberts malerischer Arbeit. Die, sagen wir ruhig, Dramatik seiner Bilder bezieht ihre Spannung und Anspannung nicht zuletzt von der Auseinandersetzung zwischen Konkretisierung und Auflösung, von Hell und Dunkel. Schon In früheren Grafiken beobachtet man das strukturelle Erproben ungegenständlicher Räumlichkeit. Und auch in kalligraphischen Tusche-Zeichnungen, von menschlichem Umriß ausgehenden Säulenformen, scheint der spätere Widerstreit zwischen Licht und Dunkel vorweggenommen, zufällig fast noch, was später zu überaus akribischer Darstellung gelangte.
So sehr Schubert sensible Farbigkeit und formale Entfaltungen handhabt - seine Bilder sind nie das Resultat spontaner Niederschriften, sondern präziser Formulierungen. Schubert ist ein barocker Symphoniker. in seinen Bildern ereignet sich unerhörte Dynamik. Enorme Vitalität tönt, Bewegung kommt in der Auseinandersetzung der Farben und Formen in Gang. Diese Motorik läßt sich kunsthistorisch orten. Die Qualität des Lichts in diesen Bildern erinnert deutlich an Caravaggio, die Behandlung blauer, blauschwarzer Quell-und Fältelungsformen bewusst an Himmelszonen bei Greco - beispielsweise im New Yorker „Toledo"-Bild. Aber diese Verständigung mit der malerischen Tradition hat nur die Funktion einer Synthesis.
Gegenständlichkeit wird in Schuberts Bildern andeutungsweise, assoziativ erkenn-, nicht greifbar. Sie reicht von der vorübergehenden Verfestigung amorpher Farbformen über diffizile Geometrismen bis zu einer bereits analogen Dinglichkeit, einem Helm beispielsweise, die jedoch niemals abbildend wirkt. Die spezifische Kraft solcher Elemente wird In „Corrida” deutlich, wo nicht nur ein herausforderndes Vordringen des Rot ins dominante Schwarz zu beobachten Ist, sondern auch der aggressiv geschärfte Impetus des Sichel-Horns zu der heftigen Vehemenz des Bildes beiträgt. Dem Betrachter teilen sich diese Dynamik, die durch-greifende Komposition des Bildes sofort mit. Dabei ist aber diffizile Irritation Im Spiele: Die Räumlichkeit der Bilder, vordringend und zurückweichend, verweigert sich genauer Auslotung.
In der Chronologie von Schuberts Arbeit zeichnet sich eine vernehmliche Erweiterung ab. Die Formulierung und Intonation tiefer Klangballungen ist nun zu immer üppigerer, dabei auch hellerer Instrumentierung und Vielstimmigkeit ausgedehnt. Innerhalb des polyphonischen Systems bleiben die kontrapunktischen Kräfte klar erkennbar, Geometrien und freie Formen, Konkretisierung und Verflüchtigung, Härte und Weichheit. Besonders gewagt scheint in diesem Zusammenhang die Übernahme eines „Bildes im Bilde”. In diesen Beobachtungen wird spürbar, wie sehr Schuberts intensive Beschäftigung mit dem Charlottenburger Deckengemälde (die sich ja in zahlreichen Entwürfen und Vorüberlegungen niederschlug) nun auch ins eigentliche Metier, die großformatige Tafelbildmalerei, zurückstrahlt. Dies gehört ja ohnehin zu den überraschenden Eigenschaften des Künstlers, die ihn von vielen seiner Kollegen unterscheiden: Schubert arbeitet souverän mit großen Formaten. Erst auf der großangelegten Fläche kann er seine malerische Musikalität voll ausklingen lassen.
Neben einer zunehmenden „Konkretisierung” und gesteigerter Durchdringung der Gesamtkomposition führten die Erfahrungen mit der Deckenmalerei auch zu einer deutlichen Aufhellung. Die Kontraste werden gedämpfter entwickelt, die Schärfen reduziert und der sensiblen Transparenz, die wir im Deckengemälde staunend betrachten, entspricht auch in den Bildern ein vermehrter Nuancenreichtum. Gleichermaßen lassen sich „thematische” Details hier wie dort entdecken, die an Tuch- und Papiersegmente erinnern, sublim gefältelt, sich zusammenlegend oder verflüchtigend, als handelte es sich um phantasiehafte Collagen.
Die Ausstellung des Neuen Berliner Kunstvereins führt das malerische Schaffen Peter Schuberts in der Orangerie mit dem Deckengemälde zusammen, das sich nun auch in einem weiteren Sinne als „zentrales Werk” erweist. Die Veranstaltung an so prominenter Stelle weist mit dem gehörigen Nachdruck auf einen Künstler hin, der, obschon bald fünfzigjährig, seltsamerweise hierzulande noch zu den „Jungen” gezählt wird. Es ist anzunehmen, dass Schuberts Malerei, nicht zuletzt sein Deckengemälde, durch diese Ausstellung bleibende Bestätigung erfährt.
Peter-Hans Göpfert
Tagesspiegel, 19. April 1988
„Ein monumentaler Manierist“ - Peter Schubert in der Galerie Noé
In den vergangenen Jahren machte er sich mit Bildübersichten rar in Berlin. Peter Schubert wurde mit Aufträgen für Decken- und Wandgemälde überhäuft, erntete die Früchte beständiger, bewährter Malerei, die vor anderthalb Jahrzehnten erstmals umfassend im Haus am Waldsee, einige Jahre darauf zum zweiten Mal In der Orangerie des Charlottenburger Schlosses vorgestellt wurde; hier bot die Vollendung des nach zweijährigen Mühen fertiggestellten großen Deckenbildes in der Eingangshalle der Großen Orangerie den Anlass. Es war seine erste öffentliche Arbeit dieser Art.
Danach entwickelte er sich geradezu zum erfolgreichsten Deckenmaler der Bundesrepublik. In Augsburg gab er der Kuppel der Kapelle eines Priesterseminars malerisches Aus- und Ansehen. Zwei Decken ließ sich in Rom die deutsche Botschaft zum Heiligen Stuhl von ihm gestalten. Banken und Justiz baten in Berlin und Freiburg, für Eingangshalle und Foyer künstlerisch tätig zu werden. In Karlsruhe malte er die Decke des Festsaals der Karlsburg aus, und zurzeit ist der Zuschauerraum des Staatstheaters von Saarbrücken an der Reihe. Knapp bemessen war in den letzten Jahren für ihn die Zeit, sich um Bilder zu kümmern.
Die gegenwärtige Ausstellung In der Galerie Noe zeigt daher auch Werke aus einem halben Jahrzehnt. Manche Stücke, vor allem größere, entstanden in immer wieder unterbrochener, mehrjähriger Arbeit, ehe sie das Atelier des mit großer Sorgfalt vorgehenden Künstlers verließen. Überraschend zeigt sich, dass Schubert, der seit langem in barock bewegter, dramatisch zusammengefasster, von Hell und Dunkel bestimmter Gegenstandslosigkeit malt, sich zwischendurch mit figürlichen Motiven und Stil-leben befasste. Flaschen und Früchte erscheinen, schieben sich vor dunkle Hintergründe, lassen sich in altmeisterlichem, doch verändertem, verfremdetem manieristischen Zuschnitt sehen.
Es ist ein Zwischenspiel, keine Entwicklungsphase. Der Aussteller nahm seit Jahrzehnten aus seinen Arbeiten bereits Ding und Person, ließ sie nur andeutungsweise, last bloß erahnbar auf die Leinwand. Nun aber führt er paraphrasierend, als Finger- und Pinselübung, eine Gestalt Vermeers Ins Bild, unterwirft die statisch angelegte Figur neobarocker, sich auflösender und auseinanderflatternder Darstellung. Kaum verwundert dann, dass sich Schubert bei unterhaltsamen Variationen zu klassischer Kunst auch Caravaggio vornahm. Seine Helldunkelmalerei klingt seit langem bei ihm zeitgenössisch nach, ließ Schubert zum modernen Traditionalisten werden, der nach Ausbildung bei Baumeister und Uhlmann herkömmliche Möglichkeiten der Malerei wie Räumlichkeit, Lichtwirkung, kultivierte Farbigkeit und auch, verklausuliert, Dingwiedergabe unbeirrbar gegenstandsloser Kunst zuführte.
Auf gegenwärtig ausgestellten Arbeiten ist er malerischer, farbig sanfter geworden. Waren es früher vor allem schwarzweiße, durch Blau und Rot aufgelockerte harte Gegensätze, so geht er nun von einem dunklen, warmfarbigen braunen Grund aus. Weißgelb, ockerfarben, rötlich oder rot leuchten sich begegnende, umkreisende und aufeinandertreffende Dingelemente vor räumlicher, sphärischer Weite auf. Einmal dringen gegenständliche Fetzen in schwereloser, nahezu orchestraler Dramatik vor lichtem Blau ins Bild, lassen in unendliche, der Farbe nach himmlische Tiefe blicken. Verständlich wird, dass Schubert als Deckenmaler erfolgreich und begehrt ist.
Noch nachträglich scheint seine Gruppe kleiner, heller und runder, wie für Kuppeln geschaffener Entwürfe mit Hann Triers Deckenbild vom Schloss in Charlottenburg zu wetteifern, lässt unweigerlich an Tiepolo denken. Werke von ihm mag Schubert, der aus Dresden stammt, in seiner Heimatstadt gesehen haben. Mit den heiteren, spielerisch aquarellierten Arbeiten geht des Ausstellers wandfüllende malerische Virtuosität vergnüglich ins Zarte, Musikalische über, verliert den monumentalen, barocken manieristischen Zug, der trotz Lichtungen weitgehend dunkles Geschehen bestimmt. Verfrüht wäre es, darin ein beginnendes neues Malkapitel zu sehen, doch bemerkenswert sind sie dennoch, die wasserfarbenen Leinenstücke, in ihrer rokokohaften Ungegenständlichkeit.
Werner Langer
Berliner Zeitung, 20. Februar 2009
Farbmagie aus Licht und Schatten
Der Berliner Maler Peter Schubert wird heute achtzig
Malerei will wirken. Also muss man sie sehen können. Peter Schubert wird heute achtzig und lebt schon lange damit, dass die Begegnung mit seinen Bildern oft eher beiläufig oder nur auf Umwegen möglich ist. Nationalgalerie und Berlinische Galerie besitzen von ihm Werke, die lagern aber in den Depots. Ein treuer Sammler des Malers in Friedenau gönnt Gästen seiner erlesenen Hauskonzerte ab und an den Anblick einiger, die Wohnungswände schier sprengender Schubert-Tafeln mit diesem abstrakten, kosmischen, gegeneinander ankämpfendem Hell-Dunkel.
Das Licht bildet den stärksten Faktor der Kompositionen: Licht und Schatten schaffen energetische Magie. Die Dunkelheit scheint alles zu umgreifen. Sichtbares, für einen Augenblick beleuchtet, verschwindet gleich wieder im Schattenspiel. Und wer die Orangerie des Charlottenburger Schlosses betritt, steht unter einem Schubertschen Deckenbild, heller, pastöser als die Tafeln - doch nicht weniger dramatisch. Der Berliner Maler gab der kriegszerstörten Decke vor 32 Jahren ein neues, ein grandioses Motiv, halb Barock, halb mythische Abstraktion.
Auch die denkmalgeschützte alte Dorfkirche von Damsdorf in der Mark Brandenburg bekam durch Schubert vor knapp fünf Jahren ein neues Deckenbild sowie ein dreiteiliges Altarmotiv. Und in einem kühnen Farb- und Formenspiel zwischen Tradition und Moderne setzte der Maler im Augsburger Priesterseminar die Genesis auf das barocke Deckengewölbe. Wo immer man steht und mit gerecktem Hals hoch schaut zu diesem dramatischen Dialog zwischen Hell und Dunkel, ist die Wirkung eine suggestive. Die dynamischen Bewegungen der Formen sowie der Wechsel scharfer und unscharfer Konturen suggerieren ein bedrängendes, labyrinthisches Raumbild. Schuberts Gratwandern zwischen barockem und modernem Stil schafft den Bildern eine Dimension, welche die Fläche verlässt und ins Reliefhafte drängt.
Die maßstabgetreuen Entwürfe für die bis zu mehreren hundert Quadratmetern großen Deckenbilder entwirft der Maler seit 40 Jahren im Berliner Atelier. Die Übertragung auf den Putz, meist mit Keim’schen Mineralfarben, ist dann oft auch eine beinahe artistische Übung und erfordert zudem enorme Erfahrung im Umgang mit Material und Fläche. Aufträge bekam er bisher in Europa und Nordamerika.
Schon als Junge war Peter Schubert von der Hell-Dunkel-Malerei der Renaissance und des Manierismus beeindruckt, von Tintoretto oder Caravaggio. Mit achtzehn begann der gebürtige Dresdner an der dortigen Kunstakademie bei Wilhelm Rudolph zu studieren. Bei jenem Rudolph, der 1945 das zerstörte Dresden mit der Rohrfeder gezeichnet, damit das ergreifendste Dresden-Mahnmal überhaupt geschaffen hat. Von Dresden weg zog es Schubert noch lange vor dem Mauerbau erstmal in die weite Welt, gen Westen. Stationen seiner Biografie sind Paris, mit einem Studium bei Fernand Leger, es folgte die Meisterschülerzeit bei Hans Uhlmann an der Akademie der Künste in Berlin-West. Und da war, immer wieder, die Lagunenstadt Venedig. Ihr Fluidum wob Schubert in seine Bilder. Das ist nicht zu übersehen im Charlottenburger Orangerie-Deckenbild.
In die Große Orangerie des Schlosses Charlottenburg lädt die Peter Schubert Gesellschaft am 27. Februar, 11 Uhr, ein. Der Maler erzählt von der Entstehungsgeschichte des Deckenbildes.
Ingeborg Ruthe
Berliner Morgenpost 02. Februar 2019
Der Maler Peter Schubert ist dem Himmel ein Stück näher
Der Charlottenburger Maler Peter Schubert wird 90 Jahre alt. Er gestaltete viele Decken von Kirchen, Schlössern und Privathäusern.
Dass Peter Schubert am 20. Februar 90 Jahre alt wird, liegt vermutlich an seinen guten Genen oder daran, dass er sein Atelier im fünften Stock eines Charlottenburger Altbaus ohne Aufzug hat oder beim Malen immer noch gern seine Zigarillos raucht. Vielleicht liegt es aber auch dran, dass Peter Schubert dem Himmel immer ein bisschen näher war als andere Menschen, schließlich hat er viele Decken von Kirchen, Schlössern oder auch Privathäusern mit seinen Bildern gestaltet.
Im Flur seines Ateliers hängt indes das Bild einer Birne, detailgetreu, zum Reinbeißen saftig. „Das habe ich da hingehängt, damit die Leute sehen, dass ich auch wirklich malen kann“, sagt er und grinst verschmitzt. Denn Gegenständliches kommt in seinen Bildern sonst eher selten vor. Und so klein wie die echt wirkende Birne sind seine mehrere Meter hohen Gemälde an den Wänden seines Ateliers auch nicht.
Unter widrigen Umständen entstand die Orangerie-Decke. Der Berliner Kunsthistoriker Martin Sperlich, in der Nachfolge der legendären Margarete Kühn von 1969 bis 1984 Direktor der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin, arbeitete noch immer am Wiederaufbau des 1943 zerstörten Charlottenburger Schlosses. 1977 erteilte er Peter Schubert den Auftrag, die Decke des Mittelpavillons der wiederaufgebauten Großen Orangerie zu gestalten. Sperlich hatte eine Ausstellung des Malers in Berlin gesehen und ihn angesprochen. „Er hat zu mir gesagt, er wolle an der Decke kein Abziehbild dessen, was dort vor dem Krieg war, wir müssten etwas Neues schaffen und den Mut haben, die Kunst unserer Zeit hier einzubinden. Ich sei dafür der richtige Mann“, erzählt Schubert.
Erfahrung für ein solches Werk hatte der Künstler, der in Dresden, bei Willi Baumeister in Stuttgart, in Berlin und auch bei Fernand Léger in Paris studiert hatte, zu diesem Zeitpunkt nicht. „Ich hatte ja noch nie eine Decke bemalt“, sagt Schubert. Er habe sich eher für völlig ungeeignet gehalten, weil er damals eine Phase mit eher dunklen Bilder hatte. „Sperlich sagte aber zu mir: „Sie haben so einen barocken Duktus, Sie können das“.
Für den Herbst 1977 war eine internationale Ausstellung „Kunst des 20. Jahrhunderts“ im Schloss Charlottenburg geplant. Bis dahin sollte die mehr als 600 Quadratmeter große Decke der Großen Orangerie bemalt sein. „Sperlich glaubte an mich, aber es gab von anderer Seite schon Ängste, dass er mir, einem weitgehend unbekannten Maler, diesen Auftrag geben wollte. Sperlich hielt aber an mir und meinem Entwurf fest“, sagt Schubert. Viel Zeit ließ er ihm aber nicht. „Ich konnte im Februar beginnen und sollte Ende Mai fertig sein. Andere Menschen malen in so einer Zeit gerade mal ihre Küche aus“, scherzt er.
Es war kalt, und die Lichtverhältnisse waren schlecht, weil die Ochsenaugen, die runden Fenster unter der Decke der Orangerie, unter dem Gerüstboden lagen. Es wurden Neonlampen aufgestellt, „ideal war das alles nicht“, erinnert sich der Künstler. „Ich wusste ja auch nicht, wie die Farben und das Gemälde im natürlichen Licht aussehen würden, wenn das Gerüst weg ist.“ Schubert hielt den Zeitrahmen ein und schuf einen Himmel von luftiger Leichtigkeit, der zwar ein barockes Fresko suggeriert, aber zwischen Licht und Schatten alles Figürliche auflöst. Die Säulen an den Wänden setzen sich im Bild fort. Der internationale Beifall für seinen fertigen Himmel zerstreute alle Bedenken.
Mit Unterstützung Martin Sperlichs hatte Schubert mit der Decke der Orangerie eine Kunstform wiederbelebt, die eigentlich seit dem Rokoko nicht mehr gepflegt worden war. „Man muss sich mal vorstellen, Chagall hat ja die Decke der Pariser Oper gestaltet. Auf Druck der Öffentlichkeit musste aber das darunterliegende Bild mit den allegorischen Darstellungen erhalten bleiben, deshalb hat Chagall sein Bild nicht direkt auf die Decke gemalt, es ist im Atelier entstanden und dann darunter gehängt worden“, sagt Schubert, und ein bisschen Stolz über seine Pionierarbeit liegt schon in seiner Stimme.
Der Himmel der Orangerie des Schlosses Charlottenburg blieb nicht Schuberts einziges Deckenbild. Sechs Jahre später erhielt er den Auftrag, zwei Deckengemälde in der deutschen Botschaft im Vatikan in Rom anzufertigen. In einem Zeitraum von vier Jahrzehnten entstanden in Deutschland, Italien und Kanada mehr als 20 dieser Werke in öffentlichen und privaten Gebäuden, die häufig mehrere Hundert Quadratmeter groß sind. Seinen bisher letzten „Himmel“ schuf Peter Schubert 2013 in der Wallfahrtskirche St. Joseph im Paderborner Ortsteil Marienloh.
Carolin Brühl
Peter Schubert Gesellschaft e.V.
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